Der Weihnachtsmord by Anne Perry

Der Weihnachtsmord by Anne Perry

Autor:Anne Perry [Perry, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Historische Krimis, Krimis & Thriller, Belletristik, Weihnachten
ISBN: 9783453811409
Google: M01WGQAACAAJ
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-12-11T05:00:00+00:00


Es war schon früher Nachmittag, als Dominic sich entschloss, im Herrenhaus vorzusprechen. Er musste einfach jemandem Vertrauen schenken, oder er musste den Gedanken, die genauen Umstände von Mr. Wynters Tod herauszufinden, ein für alle Mal aufgeben. Es erschien ihm immer noch absurd, dass jemand ihn getötet haben könnte.

Selbst zu dieser Tageszeit waren die Temperaturen unter null, und der Schnee knirschte unter seinen Füßen. Er lief so schnell er konnte, und auch in seinem Kopf rasten die Gedanken. Der Entschluss, den er soeben gefasst hatte, könnte sein ganzes Leben verändern, und, was ihm noch mehr bedeutete, auch das Leben von Clarice. Um ihn zu heiraten, hatte sie auf einiges verzichtet, und er wünschte nichts mehr, als dass sie es niemals bereute. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er sie von Monat zu Monat mehr liebte, je besser er sie kennenlernte. Ihr offenes, ehrliches Gemüt strahlte heller und klarer, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Oft dachte er schon, er kenne sie, dann aber sagte oder tat sie etwas, was ihn wieder in Erstaunen versetzte. Sie brachte ihn gegen seinen Willen zum Lachen. Sie hatte sich nie über das wenige Geld beschwert, über die kleine, schmuddelige Wohnung, die sie der Armut und der kleinlichen Dienstbeflissenheit Mr. Spindlewoods zuzuschreiben hatten.

Dann wiederum geriet sie wegen einer Ungerechtigkeit derart in Wut, dass sie in unmissverständlichen Worten genau das sagte, was auch er dachte, aber klug genug gewesen war, nicht zu äußern. Oder war er nur zu feige? Oder war er einfach nur älter und vertraut mit den unendlichen Möglichkeiten des Versagens?

Er wollte sie nicht enttäuschen. Sie war immer noch so verliebt. Er sah es in ihren Augen, an dem plötzlichen Erröten, wenn sie bemerkte, dass er sie mit gefühlvollem Blick ansah. Konnte er jemals ihren Erwartungen gerecht werden? Manchmal war gutes Aussehen kein Segen. Es verführte die Menschen – die Frauen -, sich mehr zu erhoffen als man bieten konnte; das Äußere entfachte Träume, die nicht dem entsprachen, was Männer in Wirklichkeit waren.

Als sich die dunklen Bäume der Auffahrt teilten, tauchte das aus dem unberührten Schnee ragende Herrenhaus vor ihm auf. Ein Traum aus Stein. Fühlte Peter Connaught wohl manchmal, wie das Gewicht der ruhmreichen Vergangenheit auf ihm lastete? Erwarteten die Geister der Ahnen zu viel von ihm?

Konstruierte Clarice vielleicht ein Morddrama, wo es doch nur um einen häuslichen Unfall ging? Setzte sie aus einzelnen Tatbeständen ein Bild zusammen, das nur Leid und Ungerechtigkeit schaffen und nichts aufklären würde?

Schaudernd erinnerte sich Dominic an die erste Begegnung mit ihrer Familie, an die schöne, egoistische und todbringende Mutter, die so in ihrem eigenen Wahn gefangen war, dass die Realität zu existieren aufgehört hatte. Die Mutter, die alles so hinbog, dass es ausschließlich ihrem Irrglauben über Dominic und über die Liebe diente.

Clarice war damals überaus tapfer gewesen und bereit, die Wahrheit zu sehen und zu akzeptieren, ungeachtet des hohen Preises oder der Schmerzen.

Er ging schneller. Diesmal würde er ihr glauben.

Immer noch besser, der Sache nachzugehen und dann festzustellen, dass alles nicht stimmte, als der Wahrheit blind den Rücken zuzuwenden, nur weil es bequemer wäre wegzuschauen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.